Sonntag, 18. Oktober 2009

Schnee

Über die Olportsteine, den Inseln im hohen Norden, war der Winter dieses Jahr schon früh hereingebrochen.  Nebel hing über dem Fischerdorf Hälvetä und niemand war auf der Gasse zu sehen. Das einzige Lebewesen auf dem Weg war eine zerzauste Katze, die in einem Abfallhaufen nach Fischresten suchte. Als hätte die Stille des Tages sich auch auf die Seele der Dorfbewohner gelegt, hatte man kaum jemanden im Freien gesehen. Der Nebel hatte etwas unheimliches, denn er war nicht verschwunden, wie er es normalerweise im Laufe des Tages tat, sondern hatte sich wie Watte in den Dächern Hälvetäs verfangen. Die Katze hob erschrocken den Kopf, als sie Schritte hörte. Jedoch war es diesmal nicht ein missmutiger Mensch der nach ihr treten wollte oder ein Kind das Steine nach ihr werfen würde, sondern etwas anderes. Die Katze lugte den Weg hinab, der zu den Anlegestellen herunterführte. Plötzlich schälte sich aus dem Nebel ein dunkeler Umriß heraus. Ein großer, schmaler Schatten schlich durch den Ort. Die Katze fauchte wütend, da sie die Gefahr nicht früher erkannt hatte und huschte dann in ein Versteck. Kurz darauf hatte der schmale Schatten die Stelle ungerührt passiert. Der Schatten, eine schmale Person scheinbar; zudem mit einem Stab ausgerüstet auf den sie sich stützte, ging durch das Örtchen. Niemand wusste woher er kam und wohin er wollte, aber jene die ihn bemerkt hatten - und das waren nicht viele - versteckten sich schnell. Der Alte Rasmus behauptete später es wäre Boron, der Totengott der Südländer gewesen, und er hätte nach Seelen ausschau gehalten. Alle jedoch waren sich einig: Der Fremde hatte den Alttari auf dem verbotenen Hügel aufgesucht, er hatte keine Fußspuren hinterlassen und war genauso schnell und mysteriös verschwunden wie er gekommen war.  Das schlimmste für die Bewohner jedoch war, das er sich die alte Liperi geholt haben musste, denn diese war ebenso spurlos verschwunden. Warum der Aaven, denn was hätte diese Gestalt sonst sein können, sich ausgerechnet die Alte Kräuterfrau geholt hatte, konnte jedoch niemand beantworten. Dennoch war der Verlust ihrer Weisheit und ihres Wissens ein großer Verlust für den kleinen Ort und es gab große Trauer in den nächsten Tagen...


Liperi keuchte. Ihr Herz pochte vor Anstrengung, aber länger hätte sie niemals warten dürfen. Sie hatte das Gefühl, der nächste Winter wäre ihr letzter geworden und nun war der Tag gekommen, an dem sie ihr altes Versprechen eingelöst haben wollte. Sie hatte ihre Schülerin ihr Wissen so gut gelehrt wie sie konnte, mochte diese sich ab nun alleine um die Belange der Einwohner Hälvetäs kümmern. Das tat sie ohnehin schon seit einigen Jahren mehr oder weniger. Endlich hatte sie den Hügel erklommen und setzte sich hin, um am alten Alttari zu wachen.

Fast lautlos näherte sich der Schatten. Die Person schien nahezu aufrecht zu gehen, obwohl der Hügel recht steil und schwer zu erklimmen war. Sie hatte ihren Stab erhoben und stützte sich nicht darauf. Schließlich betrat der Verhüllte das kleine Plateau mit dem Alttari. Erst dort berührte der Stab wieder den Boden. Sie wechselten die Blicke, dann zog der schwarzhüllte seine Kaputze vom Kopf. Weißes Haar ergoß sich über den schwarzen Stoff. Die spitzen Ohren und die Züge ließen sofort erkennen, dass es sich um einen Elfen handelte. Genauer gesagt um einen Firnelfen. Wie feinster Alabaster wirkte seine Haut und ein Lächeln stahl sich kurz auf seine Züge. Liperi erhob sich und schwankte kurz, da ihr schwindelig wurde.

Ihr Gesicht wurde Ernst und sie blickte dem Elfen tief in seine Augen, die tief und blaukalt waren wie der ewige Ozean des Nordens....



3 Kommentare:

Sinafay hat gesagt…

Eine sehr offene Geschichte, da weiss man wirklich nicht worum es genau geht ;)

Da Harmonie was schönes ist, bin ich natürlich für die Möglichkeit, dass die beiden Freunde sind.

Sébastien hat gesagt…

...beide feinde!111

Maleks hat gesagt…

Lara meinte wörtlich zu mir "Freunde"...