Sonntag, 27. März 2011

Die Straßen von Sylla

Rhadirel war der Sohn vom 'Weidener'. Eigentlich hieß sein Vater Geron, aber man nannte ihn nur Weidener, da der ferne Ort von dem er ursprünglich kam so hieß. Rhadirel hatte eh nie viel mit seinenm Vater zu tun gehabt bis vor einiger Zeit. Der Weidener war schon immer zur See gefahren und wenn er zu Hause gewesen war, hatten sich er und seine Geschwister meist zurückgezogen. Der Weidener war kein Mann von großer Geduld gewesen und hatte gern und schnell mal ausgeholt wenn sein Geduldsfaden gerissen war, auch gegen seine Mutter. - Der Frau der Rhadirel alles verdankte und die er über alles geliebt hatte. Die Frau die die Familie  durch gebracht hatte. Rhadirel war alt genug und wusste, dass sie das nicht nur mit dem spärlichen Einkommen geschafft hatte, mit dem der Weidener seine "Familie" alle paar Monate abgespeist hatte, nachdem er den Großteil seines Geldes versoffen und verhurt hatte. Seine Mutter hatte auf alle erdenklichen Wege Geld verdient, und das in den wenigsten Fällen auf angenehme Art und Weise. Oft genug hatte sie insgeheim andere Männer zu Besuch gehabt und ihren Kindern eingeschäft es ja nicht 'Vater' zu erzählen. Sie hatte das  nur getan um ihrer Familie, ihren Kindern, etwas zu Essen kaufen zu können. Vor einigen Tagen dann war das Fass übergelaufen, als seine Mutter ihr neues Kind bekommen hatte. Doch es war nicht mit der 'Praiosmähne' gesegnet wie er und seine Geschwister, sondern hatte dunkele und krause Haare und einen dunkelen Hautton gehabt. Man hatte direkt erkannt, dass das Kind nicht vom Weidener hatte stammen können. Es hatte wohl Mohablut in sich. Normalerweise wäre die Sache zu kaschieren gewesen - auf die ein oder andere Weise. Man hätte das Kind zum Beispiel abgeben können bei einem Heim, davon gab es schließlich genug, auch wenn sie ärmlich waren eine Chance! Vielleicht wäre es auch einfach gestorben, wie so viele Kinder. Doch dann war der Weidener nach Monaten, genau in diesem ungünstigsten Moment, Heim gekommen und hatte das Kind gesehen. Rhadirel hatte seinen Vater nie so wütend erlebt. Er hatte seine Frau windelweich geprügelt und auch Rhadirel geschlagen, als er sich dazwischen gestellt hatte. Er hatte ihn mit einem Hieb ohnmächtig geschlagen. Als Rhadirel aufgewacht war, sah er den größten Schrecken seines noch nicht allzu langen Lebens: Seine geliebte Mutter lag vor ihm in ihrem Heim auf dem kärglichen Holzboden und atmete nicht mehr. Um ihn herum weinten die Kleinen - und der Weidener saß am Tisch und soff weiter und murmelte auf dem immer fremd gebliebenen Dialekt aus seiner fernen Heimat Flüche. "HALTET ENDLICH DAS MAUL!" hatte er plötzlich gebrüllt. Vielleicht nicht das erste mal, irdendwovon war Rhadirel wach geworden.  Sein Gesicht glühte noch immer von dem Hieb seines Erzeugers. "Mutter... " murmelte er. Der Blick des Weideners verdunkelte sich und Zorn stieg in seine Augen. "Du bist also wach," troff seine Stimme vor Wut, "na dann kann ich dich ja zur Wache bringen damit du deine Untat gestehen kannst". Rhadirel begriff nicht, sein Geist war noch zu umwölkt von dem Anblick seiner Mutter und der Benommenheit vom Hieb seines Vaters, als der Weidener ihn packte. "Du kleiner Hurensohn hast deine eigene Mutter ermordet!" brüllte ihm der Weidener ins Gesicht. - Nein! schrie es in Rhadirels Geist. Doch er war nicht fähig zu einer Reaktion, als sein Erzeuger ihm wiederum ins Gesicht schlug. "Dafür kommst Du aufs Schafott! Wenn Du Glück hast...oder auf die Galeere!" Rhadriel bemerkte wie das Gesicht des Weideners sich seinem näherte. Sein eigener Blick war zu verschwommen aber er roch den starken Syllarak-Geruch der von seinemm Vater aus ging. Der Weidener flüsterte bedrohlich weiter: ".. und wenn Du nicht tust, was ich sage, du kleiner Hundsfott, könnte deinen Geschwistern was' geschehen. Und das willst Du doch nicht, oder?" In Rhadirels Geist stieg Zorn und Wut über seinen Vater und über seine eigene Ohnmacht auf. Panisch schlug er die geschwollenen Augen auf, so weit er konnte und blickte in die unerbittlichen Augen des Weideners. Er wusste, das der es ernst meinte. Ihm stiegen Tränen in die Augen. All das überforderte ihn, sein Herz raste panisch. Nur wie im Traum bemerkte er, wie er nach dem Messer griff und es nach vorne stieß...

... Einige Monate später ...

"Der hübsche Jüngling dort" deutete der Fremde auf den Blondschöpfigen. Gneza grinste schief, als hätte sie den Fremden richtig eingeschätzt: "Der ist nicht zu haben, Senior, aber wir haben noch andere Ware". Etwas enttäuscht zog der Fremde eine Lippe und blickte der Alten ins Gesicht.
"Warum, was ist mit ihm?" fragte der Mann kühl und zupfte seine Hemdsärmel aus dem Mantel.
"Er ist kein Liebesknabe", meinte Gneza und spuckte Quwa'u in ihren Spucktopftopf, "und auch nicht mein Sklave. Sein Vater wurde angeklagt weil er seine Mutter erschlagen hat und die Kinder wurden verkauft um die Kosten fürs Gericht zu decken. Armer Junge. Seit dem arbeitet er für mich.. Als Laufbursche."
Der Fremde starrte in Rhadirels Richtung. "Ich will ihn ."
Gneza kicherte, wie so oft. Diese Leute ließen sich meist mit einer traurigen Geschichte ein wenig im Preis in die Höhe treiben: "Alles hat seinen Preis,... "

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