Mittwoch, 8. April 2009

Mimimi!

Mimimi! - das Vogelgeräusch war das Zeichen. Silwutz huschte von einem Baum zum nächsten. Er war kein guter Schleicher, aber aus der Not wurde Tugend: Orks hatten sich in ihr Gebiet geschlichen. Silwutz kam hinter einer großen Eiche zu stehen. Die Orks hatten keine Wachen aufgestellt, hielten sich wohl für zu stark - unangreifbar.

Einer der Orks trug ein weißes Hochzeitskleid aus einem ihrer Raubzüge und tanzte unter lautem gejohle seiner Kumpane ums Feuer. Verdammte Mörder! Grimmig blickte Silwutz zu dem Lager herüber und hörte wieder das Geräusch ihrer Verständigung Mimimi. Kradawatsch hatte seine Position also erreicht. Dann konnte es los gehen. Silwutz spannte seine Bogensehne. Einer der Orks sah auf. Hatte der Ork etwas gehört? Silwutz wechselte das Ziel. Der Pfeil sauste durch die Luft und traf den Ork ins Gesicht. Er fiel nach hinten, der Pfeil hatte genau ins Auge getroffen.

Die Orks starrten entsetzt auf den Toten in ihrer Mitte. Nach einer Schrecksekunde brach Chaos aus. Silwutz spannte seinen Bogen erneut. Ein Pfeil, ein Ork!
Plötzlich schien die Natur einen Moment den Atem anzuhalten. Plötzlich bogen sich die Bäume auf der Gegenüberliegenden Seite zur Seite und barsten zur Seite. Krachend schlug der Troll auf die Lichtung. KRADAWAAATSCH brüllte das Ungetüm und führte seinen ersten Schlag aus. Der Ork flog sechs Schritt durch die Luft...

Über der Szenerie drehte der Vogel des Trolles seine Runden.. Mimimi!

Sonntag, 5. April 2009

Druidenmacht

Antonion kam stolpernd auf die Füße, als er sich aus dem Loch gerettet hatte, wo Rhiana und der Neuling ihn hängen gelassen hatten.
'Lauft weiter, ich komme nach' - wie Dumm das gewesen war! Zuerst hatte sich seine Robe an eine Haken festgezurrt und dann hatte er Probleme gehabt durch das Loch wieder hoch zu kommen. Das Schiff - alles hier! - war unnatürlich. Antonion hatte sowieso schon seit Tagen kopfschmerzen. Ein bohrender Schmerz, als hätte ihm jemand einen Nagel in den Kopf getrieben. Er kniff die Augen zusammen und folgte dem Lärm des Kampfes. Doch dann spürte er, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten: Etwas war hinter ihm. Schnell fuhr er herum. Veflucht! Jemand folgte ihnen durch ihre Einstiegsluke. Antonion sah wie jemand durch das Fenster einstieg, durch das sie selbst gekommen waren. Beonrns Leute! Er griff in seine Tasche und fühlte dort die Erde zwischen seinen Fingern. Hoffentlich hatte Sumus Kraft die Erde die er mitgeführt hatte noch nicht verlassen. Er musste die Verfolger aufhalten. Der Überraschungseffekt war auf seiner Seite. Die Augen schließend, suchte er nach den Kraftfäden Sumus. An diesem Ort schien ihre Kraft schwächer zu sein als je vorher. Ihm fehlte die Verbindung zum Boden - besonders hier, mitten im Meer! Dennoch spürte er Sumus Präsenz und webte die Kraft der Elemente zu einem Zauber...
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Donnerstag, 26. März 2009

Der Beilunker Reiter

Die Kuppel des riesigen Tempels blieb hinter ihm. Sie leuchtete mattgolden gegen den noch grauen Himmel. Noch war niemand auf den Straßen, was Jorgus entgegen kam. Weniger Leute die im Weg herum standen. Der Hufschlag seines Pferdes hallte von den Wänden wieder. Seine Meldung war von 'höchster Dringlichkeit', hatte der Geweihte gesagt. DaVanya hieß der Illuminierte wohl. Die Gassen und Straßen von Gareth mit all ihren Sehenswürdigkeiten hatte Jorgus schnell hinter sich gelassen. Das Blei des Umschlages an seiner Seite zog den Beutel nach unten. Er hatte das Paket nur gesehen, als DaVanya es ihm überreicht hatte. In Blei eingeschlagen und mit einem Greifen versiegelt! Auf so Ideen kamen wirklich nur die Praiosdiener... Jorgus ließ das Stadttor hinter sich. Auch die Gassen der Vorstädte flogen vorbei, die meisten Besucher wollten in die Stadt hinein, nicht heraus.
'Sucht nach Hamar ibn Nassal in Khunchom' hatte daVanya ihm aufgetragen 'und übergebt ihm das Paket. Nur ihm! - Sein Vater ist Nassar, der Pferdehändler. Dieser ist dort wohl bekannt. Vielleicht findet ihr ihn dort!'
Eine vage Vermutung ließ Jorgus ahnen, das der Empfänger vermutlich genau nicht vor Ort war. So war es nämlich meistens!
Er gab seinem Fuchs die Sporen. Das stolze Tier wollte scheinbar zeigen was es konnte und schon Mittags hatte er Dattmark erreicht, den Ort seiner ersten kurzen Rast. Während ein neues Pferd besattelt wurde, hatte Jorgus kurz Zeit etwas zu sich zu nehmen.
"Sonderauftrag, hm?" grinste der Wirt der Niederlassung der Beilunker Reiter blöde "Det Pferd sieht ganz schön geschafft us."
Jorgus grinste den Wirt verschwörerisch an und kaute ein "kann sein..." zwischen den Schlücken raus. Der Wirt ging um den Tisch und goß ihm frischen Wein, der mit Wasser versetzt war, ein.
"So, so.. - sagst wohl nicht viel, hm?"
Jorgus schmatzte zur Bestätigung und warf einen Blick aus dem Fenster. Wo blieb der verdammte Knecht mit dem neuen Pferd?
"Schade." murmelte der Wirt.
"Hm?" meinte Jorgus und trank etwas aus dem Humpen.
Der Wirt antwortete erst nach einigen Augenblicken: "Na, Schade, das die Meldung nie ankommen wird..."

Mittwoch, 25. März 2009

Tungdils Entscheidung

Die Bohlen krachten als Tungdil aufschlug. Die niederhöllische Kreatur hatte ihm ein Netz, genau auf den Mund geschossen. Er war wie von einem Schlag getroffen nach hinten geflogen und lag nun auf dem Boden. Zum Glück war er nicht Ohnmächtig geworden! Das Netz breitete sich über sein Gesicht aus. Er versuchte entsetzt seine Finger zwischen Gesicht und Netz zu bekommen – Vergebens. Mit Kraft kam man hier nicht weiter. Tungdil zog seinen Drachenzahn. Er schnitt in das Netz. Wollten die anderem ihm nicht helfen?

Nein! Sie lassen dich im Stich!

Wo kam die Stimme her? Das geht doch nicht! Der Schnitt ins Netz blieb wirkungslos, fast blieb die Klinge in den Fäden hängen. Angrosch Hilf! Krachen, Schlagen und Schreien dröhnten vom Kampf gegen die Kreatur herüber.

SIE werden nicht helfen! Auch dein Götze nicht!

Der Zwerg riß entsetzt die Augen auf. Über seinem Kopf seilte sich eine Spinne ab, sah ihm ins Gesicht. Sie schien zu lächeln, Geifer tropfte auf sein Gesicht. Durch dieses Gewürm würde er nicht sterben. Er bemerkte wie ihm die Luft wegblieb. Dunkle Sterne tanzten vor seinen Augen.

Lass MICH Dir helfen. Ich helfe Dir. Wir können Handeln. Dein Leben gegen ein anderes!

Tungdil bemerkte wie ihm schwindelte. Die Spinne kam näher. Rote Funken glommen in den zahllosen Augen der widerlichen Kreatur. Tausendfach spiegelte sich der Fackelschein wider.

Ich spüre wie Du kämpfst. Du bist stark. Lass es nicht so enden, Zwerg. Nicht jetzt! Und nicht hier.. auf See!


Die Stimme. Er spürte wie sie ihn umgarnte. Verlockend. Er wollte leben.
Andererseits. Nein – er war nicht der Richter über Leben und Tod. Schon gar nicht über das seiner Kampfgefährten. Auch wenn er sie noch nicht lange kannte. Den Packt mit der Spinne würde er niemals eingehen. Verkriech dich in die Hölle wo du her gekommen bist, du Vogelhappen! brummte er unter seiner unnatürlichen Maske. Mit letzter Kraft rauschte die Klinge seines Dolches durch die Luft und zerteilte die Spinne in der Mitte. Dann wurde ihm schwarz vor Augen…



… Als Tungdil die Augen wieder öffnete sah er in das Gesicht eines Mannes. Wo war die Mannschaft? Wo seine Freunde? Wo die Kreatur der Niederhölle. Er konnte wieder atmen, stellte er fest. Wozu hatte der Fremde ihm geholfen? Irgendwo hörte man noch Kampfeslärm… - Die säuselnde Stimme unterbrach seinen Gedankengang.

„Schau an, Kapitän Phileasson hat gleich zwei Wühlratten bei sich. Erstaunlich für eine Schiffsmannschaft.“ Säuselte der Robenträger. Er hatte lange, glänzend schwarze Haare, dunkele Augen und eine kräftige Statur. Spitzbübisch lächelte der Magier: „Legt ihn in Ketten bevor er wieder richtig zu sich kommt. Er guckt schon ganz bööööse – Und nichts ist nerviger als ein wütender Zwerg!“

Glucksend überließ der Magier den Zwerg seinen Leuten, die Tungdil schwere Eisenketten anlegten. Der Magier hingegen ging in Richtung des Lochs im Boden des Schiffes, von wo Licht eindrang. Plötzlich fing der Magier an zu gurgeln und krampfte. Dann spuckte er schwarzes Wasser aus. Fluchend ging er in die Knie. Beim Namenlosen! Was ging hier vor sich? Alle im Raum starrten zum Geschehen.

Der Fremde schien entsetzt zu sein und brabbelte wirres Zeug. Tungdil fiel auf, dass der Robenträger in wenigen Augenblicken um Jahrzehnte zu altern schien. Das schwarze glänzende Haar wurde Grau, das Gesicht wirkte nicht mehr lebendig, sondern eher eingefallen und grau. Nie würde er den Blick des Magiers vergessen, als dieser in die Ferne starrte und murmelte „… Ja, sie haben ihn… dafür müssen sie zahlen..“ Der Magier schluckte trocken und seine Stimme wurde bedrohlich, wie Tungdil es nie zuvor gehört hatte. „Helft mir auf! Sofort!“ befahl er den Männern. „Um den Höhlenscheißer kümmern wir uns später!“

Seans Wacht

Sean strich sich das Haar aus dem Gesicht und hockte sich tief hinter die Brüstung des Schiffes um sich dann hinzulegen. Gespenstig still lag das Elfenschiff im Süden, überzogen mit vielen Schritt langen Spinnenfäden. Nicht einmal der Wind schien sich für das knochenbleiche Schiff zu interessieren, zu dem sich seine Gefährten langsam, in Erwartung großer Gefahr vortasteten. Sean spuckte das Stück salzige Dörrfleisch aus, auf dem er bis eben gekaut hatte. Der Appetit war ihm vergangen. Der Kapitän hatte seinem Skalden, dem Schwarzen und ihm befohlen, den Rückzug zu decken. Mürrisch sah sich der Söldner zu seinen Gefährten um. Ohm Follker blickte genauso sorgenvoll wie er zu dem Schiff wo sich der götterverfluchte Elfenkelch befinden sollte, der Moha hingegen starrte ihn, Sean, aus seinen perlweißen Augen an.
„Glotz nicht so blöd!“ entfuhr es Sean. Ynu wandte den Blick nach einem Moment ab und suchte dann die Umgebung nach den Anzeichen von Gefahr ab, wie es schien.
Spinner dachte Sean warum der Kapitän wohl so komische Gestalten neben sich duldete. Ein seltsam zusammengewürfelter Haufen.. noch dazu Tulamiden und dieser verfluchte Moha mit seinen Tätowierungen, der zudem ständig mit seinem Schwert sprach. Na ja, wenigstens hatte er versprochen ihn an gefundenen Schätzen zu beteiligen. Wenn er später berichten konnte wo er überall gewesen war – und mit wem – konnte er zudem sicher bei anderen Auftraggebern gutes Geld verlangen. Sean rückte ein Stück zur Seite um besser liegen zu können.
Es war immer noch extrem Still als die Gruppe im Bauch des Schiffes verschwand. Mochten Phex und Rondra ihnen beistehen!
„Ssst,… Hamoboho!“ zischte Ynu. Er meinte damit ihn. Es bedeutete soviel wie Mann-dessen-Finger-zuerst-fliegt.

„Was i…“ Sean verstummte als der den Moha sah, der seinen Finger auf den Mund legte. Jetzt sah er das Problem: Beorn! Der Konkurrent Phileassons trat mit seinen Männern zwischen zwei Schiffen nicht weit entfernt hindurch. Scheinbar hatte dieser Pfützenpirat sich in einem Schiff versteckt und so lange gewartet bis Phileasson die Drecksarbeit für ihn erledigte. Nur, wenn dem so war warum hatte er nicht die Nachhut überwältigt, er musste doch gesehen haben wie Ohm, Ynu und er sich an Bord der alten Thalukke versteckt hatten. Und wo war die verfluchte Magierin? Mit Schrecken kam ihm die Erkenntnis, - doch es war zu spät. Es war als ob sich die Praiosscheibe selbst vor seinem Auge entzündet hätte. Er griff vollkommen geblendet zu seinem Bogen, spannte und ließ den Pfeil los, in die Richtung aus der Schritte auf sie zukamen: Der Feind hatte sich von hinten an sie angeschlichen. Der Pfeil traf sein Ziel, Sean hörte einen Schmerzensschrei, dann stumpfes gurgeln. Firun sei Dank! Wenigstens einen Mitgenommen! Obwohl der verschwommene Blick sich wieder festigte, musste Sean nach seinem Köcher tasten und fand schnell auch einen Pfeil als sich ein Schatten auf ihn senkte.

„So nisch, Freundschän!“ presste eine wütende dunkele Stimme hervor. Seans Hand fuhr zum Schwertgurt. Dann sah er es vor sich: das Gesicht des Mannes der ihn töten würde, das letzte was er je sehen würde: ein riesiger Moha mit hässlichen Narben hatte sich vor ihm aufgebaut. Der Feil steckte ihm in der Schulter. Er schien es zu ignorieren. Der Fremde trat ihm auf seine Hand und brummte „Wird nisch ungezogen!“
Im Hintergrund lachte die fiese Magierin auf als Ynu sich unter heftigen Krämpfen wand und ihm Schaum vor den Mund trat. Ich hasse Magier! war Seans letzter Gedanke. Dann wurde es schwarz, als der schwere Schaft der Waffe des schwarzen Riesen auf seine Stirn krachte.

Mittwoch, 11. März 2009

Verdammnis. - Teil 12

Hork hängt sicher am rissigen Mauerwerk. Dann stellt er fest, dass das Dach nicht erreichbar ist ohne einen Sprung zu riskieren und sein Leben mal wieder aufs Spiel zu setzen. Doch er ist der Jäger, ihm bleibt nichts anderes übrig. Muss sein Ziel erreichen, sonst ist er selbst des Todes. Sein Herr vergibt nicht. Keiner seiner Herren. Nicht der diesseitige, nicht der Jenseitige des Schattens. Er springt und hängt an der Dachtraufe. Seine Muskeln spannen sich. Nur Dunkel unter sich, wie ein Maul - bereit, ihn zu verschlingen. Doch das geschieht nicht. Hork zieht sich aufs Dach, huscht sicheren Schrittes über den steilen Grat des Daches auf den First. Dann zieht er den Mantel um sich und wird zum Schatten. Ein Blick verrät, dass sein Ziel noch Wach ist. Hoch über der liegt das Gebäude. Er musste es über eine steile Klippe erklimmen, die Mauern sind stark bewacht. Das Risiko ist es wert, sein Ziel liegt so Nahe. Er denkt nicht an Vergangenes, hat ein Ziel vor Augen. Es brennt noch Licht im obersten Stockwerk des Hauptgebäudes. Der First endet am Hauptgebäude. Noch 20 Schritt bis zum Fenstersims. Dann zehn Schritt, fünf Schritt und ein Sprung. Hork hockt auf dem Fenstersims. Grazil springt er weiter zum nächsten Sims, wieder ein Sprung zum letzten Fenstersims, hinter dem kein Licht brennt. 
Das Kribbeln auf seiner Haut verrät ihm, das sich jemand nähert. Ein klacken am Fenster direkt neben ihm. Wache! 

Kein Wachmann. Magierin. Vom Dach ein Strick um ihren Hals, als sie sich herauslehnt um zu sehen wen sie gehört hat. Geschärfte Sinne durch Magie. Die Schlinge zieht sich schnell zu, sie hatkeine Chance, wird aus dem Fenster gerissen, hängt würgend an der Schlinge. Hork steht auf dem Dach und hält die zappelnde Frau. Seine Füße stehen sicher auf den feuchten Schieferschindeln. Der Jenseitige Herr hilft ihm. Endlich hört sie auf zu zappeln. Er lässt sie herab auf den Garten des Innenhofs. Das Seil löst sich von ihrem Hals und er zieht es hinauf. Der Diesseitige Herr hat ihm dieses Hilfsmittel gegeben. Der lautlose Jäger schwingt sich wieder auf den Sims. Ohne Wachmagierin wird es einfacher sein. Er macht einen Sprung zum beleuchteten Fenster. Auf dem Bett liegt die Frau. Sein Ziel! Sie schläft. Er spürt keine Gefahr in diesem Raum. 

Als er herantritt, wird sie nicht Wach. Er zögert nicht, sticht ihr in die Kehle. Es dauert nich lange. Er hinterlässt auf Wunsch des Diesseitigen Meisters eine Schriftrolle auf der Toten und schneidet ihr den Ringfinger ab. n verlässt er den Raum. Ein neues Ziel. Den Meister treffen. 

Dienstag, 10. März 2009

Verdammnis. - Teil 11

Holz. Salziges Wasser, überdeckt von Modergeruch. Schweiß. Dann der Geruch von Erbrochenem und Pisse. Hidyon zuckte. Wo war er? Ein Stirnrunzeln, begleitet von heftigem Kopfschmerz. Ein Stöhnen, das seiner eigenen Stimme. Jeder Knochen im Leib tat ihm weh. Seine Hand wanderte Träge zum Gesicht. Irgendwo erklang eine Stimme, ganz weit weg. Dann rauschte es, als jemand einen Eimer kalten Wassers über ihn goß. Hidyon wurde schlagartig wach. Das Salzwasser brannte in seinen offenen Wunden. 
"Werd' wach Landratte!" fuhr ihn jemand an. Dann erntete Hidyon noch einen Tritt in die Seite. Er stöhnte auf. Eine Geste im Schatten ließ den Piraten der ihn geweckt hatte, zurückweichen. 
Hidyon hustete. Der Schmerz ließ ihn fast wieder ohnmächtig werden. Jedoch spürte er, trotz des Schmerzes die Präsenz des Wesens, das dem Piraten den Wink gegeben hatte, aufzuhören. 
Hidyon schlug die Augen auf und sah im Schatten eine Person stehen. Er zwinkerte Mehrmals, um den Schimmer auf seinen Augen weg zu bekommen und wischte sich den Dreck aus den Augen. 
Hidyons Gedanken wanderen zurück. Er hatte einen Schlag auf den Kopf bekommen. Das war das letzte woarn er sich erinnerte. Davor waren sie vor einem Piratenschiff geflohen, welches plötzlich am Horizont aufgetaucht war. Sie hatten sich verteidigen müssen, nachdem das Schiff sagenhaft schnell aufgeholt hatte. Trotz des mangelnden Windes hatte es unter vollen Segeln gestanden. Der Kampf hatte nicht lange gedauert, die Piraten waren erfahrene Kämpfer und die Matrosen der Nixe-von-Havena waren höchstens Kneipenschlägereien oder Messerstechereien gewohnt. So hatte man sich schnell ergeben, dennoch waren die Piraten außerst hart vorgegangen. 
Ein knallen riß Hidyon aus seinen Gedanken. Vor ihm landete ein Kopf! - Der des Kapitäns! Hidyon wich in einer Drehung zurück und saß dann auf dem Hintern, den Kopf zwischen den Beinen. Er starrte den Kopf seines verehrten Kapitäns an. Es sah aus als wäre er nicht abgeschlagen worde, sondern eher abgerissen. Jemand packte Hidyon am Kinn und riss seinen Kopf nach hinten. Ihm schoß der Geruch von Schweiß in die Nase, die den Pirat umfing. Der Pirat fixierte mit starrem Griff Hydions Blick auf den Schatten. 
Durch die Gitterabdeckung im Hauptdeck brach Licht in den Raum. Hidyon befand sich genau unter der Öffnung, also im Licht, und musste blinzeln um etwas zu erkennen. Vor ihm stand ein Mann in blauschwarzer Robe. Sein Gesicht war verborgen unter einem Kaputzenumhang. Hydion meinte kleine grünliche Kraken auf dem schwarzen Mantel wimmeln zu sehen, als der Schatten einen Schritt nach vorne machte und ins Licht trat. Die Kraken waren filigran in den Mantel eingestickt. 
Von dem Schatten wehte der Geruch fauliger Algen hinüber, als sie abwartend vor Hydion stehen blieb. Man sah nur das bleiche Kinn unter der Kaputze vorragen. Einige Stoppel schlohweißes Haar standen als Reste eines Barts vom Doppelkinn des Fremden ab. 
"Hydion Nebreas..." säuselte die überraschend helle Stimme: "der Sohn des Hafenmeisters von Al'Anfa, nicht wahr?"
Hydion schluckte und nickte Leicht. Es hatte keinen Sinn mehr, etwas zu leugnen. 
"Der einzzige Grund, warum ihr noch lebt, ist dassss ihr noch helfen chönnt.." zischelte der Mann "Eure Wahl - Ein ein versprocchen schhmerzzvoller Tohd.. .. ohderr dasssz Weiterlehben. Vielleichht sssogarr Reichhtum, den ihrr euch nicht zzu träumen gewahgt habt.. "
Vor Hydon landete ein Beutel mit kostbarem Geschmeide und vielen Goldenen Dublonen. Mehr als er je im Leben gesehen hatte. 
"Aberr.. die Herrrin verschpricht nicht nur Gold.. - chabt ihrr nicht immer davon Geträumt die Zauberkunsst zu beherrschenn??" 
Hydion blickte die Gestalt an. In ihm regte sich Widerstand. Er rang mit sich. Dieser Schwarzmagier, denn offensichtlich war der Mann einer, versprach viel, das was er immer erträumt hatte. Woher wusste der Mann das? Als Antwort fiel ein Buch zu Boden. Sein Tagebuch, welches sich immer in seiner Tasche befunden hatte, die er als Adjutant des Kapitäns immer bei sich getragen hatte. 
Ein gurgelndes Kichern entfuhr dem Magier. 
"Wie wäre esss, wenn ich Euch die Kunsst der Magie lehre? Vielleicht könntet ihrr ja dann ssoogar die Gunst der jungen Dame erlangen, deren Herzz ihr so begehrt, die Euch aberr verabscheut..." 
Hydion wurde wütend. Verfluchter Schwarzmagier! Sein Tagebuch gelesen...! 
"Ich ssehee.. ihr ringt mit Euch. Vergesst die Wut. Auch wenn Wut stark machht.. Hierr isst ssie nicht angebracht... Denkt vernünftig. Denkt an Eure Zukunft! Ihr habt doch selbsst geschrieben, dasss die Götter Euch nie geholfen haben. Ssie interesssieren Euch nicht. Eine wirklicheee.. - direkte Macht - hat mir hingegen gessaggt sie würde Euch gerne Helfenn.. Dass ist eine grosssee Ehre. Ssselbst ich mussste mir ihre Aufmerkssamkeit erarbeiten. Sssieeee siieehtt EUER Potential... " 
Sprach dieser Dämonenbuhle die Wahrheit? Hatte er wirklich die Götter verraten? Schon lange war er nicht mehr in einen Tempel gegangen, um den Göttern zu opfern. Er war verbittert gewesen. Rahja hatte er verflucht wegen seiner Angebeteten. Warum half sie ihm nicht ihr Herz zu erobern? Und sein Kapitän hatte ihn ebenfalls immer in seinen Ambitionen gebremst. Schon vor einem Jahr hätte er die Prüfung zum Kapitän ablegen können! Er wusste, dass er dazu fähig war. Er war der beste seiner Klasse. Dennoch hatte er Angst. Auch wenn er mit den Göttern haderte, warnten die Priester immer vor den "Dämonenbuhlen", man würde sein Seelenheil opfern, wenn man sich mit diesen Einließ. Sicher hatte der Fremde auch in seinem Tagebuch den Eintrag gelesen von dem Verrückten, der damals in Al'Anfa auf dem Markt etwas davon gepredigt hatte, es gäbe mehr als zwölf Götter, die Dunkelen, die von den Zwölfen unterdrückt würden. Natürlich war der Mann festgenommen und hingerichtet worden. Zurecht? Oder Mundtot gemacht? Hidyon hatte es auf seine Art mutig gefunden, sich so zu äußern und damit sein Todesurteil zu unterschreiben. Ein Märtyrer für seine Sache oder einfach ein Irrer, wie alle anderen gesagt hatten?
"Wie stellt ihr Euch das vor, Fremder? Wer seid ihr?" fragte er zögerlich. 
"Mein Name ist Tarlathin Agusosss. Ich bin Diener Darion Paliganss.. seinen Namen kennt ihr ja. Ich lehre Euch mein Wissssenn und danach entsscheidet ihr Euch, wem ihrr dienen wollt. Isssst dasss ein Angebot?"