Mittwoch, 25. März 2009

Seans Wacht

Sean strich sich das Haar aus dem Gesicht und hockte sich tief hinter die Brüstung des Schiffes um sich dann hinzulegen. Gespenstig still lag das Elfenschiff im Süden, überzogen mit vielen Schritt langen Spinnenfäden. Nicht einmal der Wind schien sich für das knochenbleiche Schiff zu interessieren, zu dem sich seine Gefährten langsam, in Erwartung großer Gefahr vortasteten. Sean spuckte das Stück salzige Dörrfleisch aus, auf dem er bis eben gekaut hatte. Der Appetit war ihm vergangen. Der Kapitän hatte seinem Skalden, dem Schwarzen und ihm befohlen, den Rückzug zu decken. Mürrisch sah sich der Söldner zu seinen Gefährten um. Ohm Follker blickte genauso sorgenvoll wie er zu dem Schiff wo sich der götterverfluchte Elfenkelch befinden sollte, der Moha hingegen starrte ihn, Sean, aus seinen perlweißen Augen an.
„Glotz nicht so blöd!“ entfuhr es Sean. Ynu wandte den Blick nach einem Moment ab und suchte dann die Umgebung nach den Anzeichen von Gefahr ab, wie es schien.
Spinner dachte Sean warum der Kapitän wohl so komische Gestalten neben sich duldete. Ein seltsam zusammengewürfelter Haufen.. noch dazu Tulamiden und dieser verfluchte Moha mit seinen Tätowierungen, der zudem ständig mit seinem Schwert sprach. Na ja, wenigstens hatte er versprochen ihn an gefundenen Schätzen zu beteiligen. Wenn er später berichten konnte wo er überall gewesen war – und mit wem – konnte er zudem sicher bei anderen Auftraggebern gutes Geld verlangen. Sean rückte ein Stück zur Seite um besser liegen zu können.
Es war immer noch extrem Still als die Gruppe im Bauch des Schiffes verschwand. Mochten Phex und Rondra ihnen beistehen!
„Ssst,… Hamoboho!“ zischte Ynu. Er meinte damit ihn. Es bedeutete soviel wie Mann-dessen-Finger-zuerst-fliegt.

„Was i…“ Sean verstummte als der den Moha sah, der seinen Finger auf den Mund legte. Jetzt sah er das Problem: Beorn! Der Konkurrent Phileassons trat mit seinen Männern zwischen zwei Schiffen nicht weit entfernt hindurch. Scheinbar hatte dieser Pfützenpirat sich in einem Schiff versteckt und so lange gewartet bis Phileasson die Drecksarbeit für ihn erledigte. Nur, wenn dem so war warum hatte er nicht die Nachhut überwältigt, er musste doch gesehen haben wie Ohm, Ynu und er sich an Bord der alten Thalukke versteckt hatten. Und wo war die verfluchte Magierin? Mit Schrecken kam ihm die Erkenntnis, - doch es war zu spät. Es war als ob sich die Praiosscheibe selbst vor seinem Auge entzündet hätte. Er griff vollkommen geblendet zu seinem Bogen, spannte und ließ den Pfeil los, in die Richtung aus der Schritte auf sie zukamen: Der Feind hatte sich von hinten an sie angeschlichen. Der Pfeil traf sein Ziel, Sean hörte einen Schmerzensschrei, dann stumpfes gurgeln. Firun sei Dank! Wenigstens einen Mitgenommen! Obwohl der verschwommene Blick sich wieder festigte, musste Sean nach seinem Köcher tasten und fand schnell auch einen Pfeil als sich ein Schatten auf ihn senkte.

„So nisch, Freundschän!“ presste eine wütende dunkele Stimme hervor. Seans Hand fuhr zum Schwertgurt. Dann sah er es vor sich: das Gesicht des Mannes der ihn töten würde, das letzte was er je sehen würde: ein riesiger Moha mit hässlichen Narben hatte sich vor ihm aufgebaut. Der Feil steckte ihm in der Schulter. Er schien es zu ignorieren. Der Fremde trat ihm auf seine Hand und brummte „Wird nisch ungezogen!“
Im Hintergrund lachte die fiese Magierin auf als Ynu sich unter heftigen Krämpfen wand und ihm Schaum vor den Mund trat. Ich hasse Magier! war Seans letzter Gedanke. Dann wurde es schwarz, als der schwere Schaft der Waffe des schwarzen Riesen auf seine Stirn krachte.

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