Dienstag, 10. Februar 2009

Verdammnis. - Teil 5

Lieber Sohn,

ich sende Dir diese Zeilen von Praiosdank auf der Insel Jilaskan aus, einer Insel die im Süden Maraskans liegt. Ich diktiere meine Worte einem Geweihten und gebe den Brief einem der wenigen Handelsreisenden mit, die diese verlassene Inseln besuchen und hoffe, er wird dich irgendwann in Al'Anfa erreichen. Mögen die Götter geben, dass meine Worte dich erreichen, denn dies ist der einzige Wunsch, den ich noch habe. Falls ich die seltsame Krankheit nicht überlebe, an der ich erkrankt bin, behalte meine Worte im Herz und lass sie Dir eine Warnung sein.

Es tut mir, Travia ist mein Zeuge, leid, dass ich so wenig Zeit für Euch hatte. Wie Du weisst habe ich schon immer für die Familie Mikals Adravci's gearbeitet. Immer stand ich an der Seite dieses Mannes und habe alles für ihn erledigt. Sicherlich haben wir viele Fehler gemacht, jedoch wollte ich immer das beste für Al'Anfa, die Familie Adravci und schließlich unsere Familie erreichen. Heute weiß ich um meine Fehler immer unterwegs zu sein, um Geld zu machen. Es wundert mich das Deine Mutter, obwohl wir uns oft über Wochen nicht gesehen haben, immer zu mir gehalten hat. Heute erkenne ich das es wichtigeres gibt als das Gold, welches uns geblendet hat.

Nun, dennoch fange ich vorne an.

Ich lernte Mikail Adravci einst in einer durchaus übelen Spelunke in Al'Anfa kennen. Wir unterhielten uns, berauscht von Wein und Rum, über unsere Pläne. Er war neu in der Stadt, Sohn eines Bornländers und einer Almaderin und erst seit einigen Tagen in Al'Anfa, einer Stadt die damals noch für Hoffnung stand.

Wir unterhielten uns also und auch in den Tagen danach blieb mir die Begegnung mit ihm im Kopf. Der Mann hatte Charisma und würde es sicherlich weit bringen, dachte ich - und hatte sicherlich Gespür fürs Geschäft. Einige Tage später klopfte es, der Mann stand vor meiner Tür. Er bot mir an, ich könne für ihn arbeiten und er brauche mich als Kontaktmann in der Stadt. Damals war ich noch Junggeselle und das Studium der Justiciae hing mir zum Hals raus. Er drängte mich sofort zuzustimmen und so willigte ich schon abends, nachdem er mich von seinen Plänen überzeugt hatte, ein, sein Partner zu werden.

Wir arbeiteten in den nächsten Jahren daran, Geschäftsbeziehungen ins Bornland aufzubauen. Mikail und ich schafften es durch wahrliche Finesse und Tatendrang, innerhalb der nächsten Jahren ein gesundes Kontor aufzubauen. Auch durch geschicktes knüpfen von Beziehungen gelang es uns schnell innerhalb der Gesellschaft Al'Anfas aufzusteigen. Der Höhepunkt damals war die erste Heirat Mikails - mit einer jungen Dame aus reichem Hause in Festum.

Leider war die Ehe nicht Tsagesegnet und die junge Frau starb bei der Geburt des Sohnes von Mikail. Trotzdem blieb die Beziehung zum Handelshaus in Festum - auch wegen der guten Gewinne - erhalten.

Wir verdienten wahrlich genung, doch Mikail schien es nicht genung zu sein. Er hegte einen großen Traum: Als Questador im Süden Schätze zu finden oder eine Kolonie aufzubauen. So überredete er mich, Phex will wissen wieso, unser Geld in eine waghalsige Acción anzulegen. Wir brachen mit zwei "Expeditionsschiffen" auf und suchten nach einer Insel, von der Mikail gehört hatte. Woher er diese Information auch immer hatte, verschwieg er, aber die Insel gab es wirklich. Sogar einige Echsenheiligtümer haben wir dort im Dschungel entdeckt. Jedoch fing damit auch der Fluch der Echsen, wie ich es nenne, an.

Mit dem Gold der Echsen konnten wir die Insel zur Kolonie ausbauen und unsere Gewinne stiegen ins unsermessliche. Obwohl Mikail sich einen gewissen Luxus leistete, blieb er dabei immer recht Bescheiden. So litt er auch nicht so unter dem Einbruch des Handels im Zuge des Krieges mit dem Horasreich, auf das ich meinen Geschäftszweig weitgehend ausgerichtet hatte. Als guter Freund richtete er mir einen Kredit ein, als mein Geld zu Ende ging. Unser Kontor drohte in Schieflage zu geraten und so überschrieb ich ihm die meisten der Anteile und er übernahm die Leitung - und meine Schulden - bis ich mich geschäftlich erholt habe.

Ich weiß bis heute nicht, wie ich überhaupt in eine solch missliche Lage geraten konnte, Phex schien sich damals gegen mich verschworen zu haben. Eigentlich war ich nie verschwenderisch und immer der vorsichtigere von uns beiden, dennoch schien Mikail immer das phexgefälligere Händchen zu haben. Nun, obwohl ich nun nicht mehr die Leitung des Kontors mit Inne hatte, gestattete mir Mikail meinen Lebensstandart durch ein Üppiges Gehalt zu erhalten und übertrug mir die Leitung des Kontors in Festum. Ich willigte zu, auch um Euch in Al'Anfa Euren Lebensstil zu versichern, auch wenn mich dies von euch über einige Jahre trennte.

Andererseits war ich auch froh, dass die Last der Geschäftsführung von mir abfiel. Die Götter wollten es wohl, dass Mikail das Geschäft leitete. - Als er einmal völlig überraschend in Festum auftauchte, hatte er es sogar noch geschafft seine Körperfülle abzubauen. Wie du weißt, zog er sich nach dem Unfall mit der Kutsche, bei dem sein Sohn damals ums Leben kam, das Bein nach, was ihm jegliche Bewegung erschwerte. Er hatte sich gerade einen ziemlich geschmacklosen Stab zugelegt, auf dem ein kleines Goldauge, wie er behauptete ein Überbleibsel aus dem Echsenschatz, prangte. Er behauptete augenzwinkernd, es würde ihn daran erinnern dass Praios - und die Konkurrenz - nie schlafen würden.

Die Ironie an dieser Sache wurde mir kurz danach bewusst, nachdem er mich ins Vertrauen zog. Während draußen der Herbst in Festum mit der Anreise Mikails begann, zog dieser die Fensterläden zu und erzählte mir von seinem Plan:
Er hatte Geschäftsbeziehungen zu einem 'Freibeuter' auf Maraskan aufgebaut und wollte die waren von diesem über sein Handelshaus verkaufen. Mir blieb die Sache bis zum Ende unheimlich. Sicherlich hat man im Geschäftsleben oft Tricks und Kniffe am Rande der Gesetze versucht, aber nie haben wir mit Piraten zusammengearbeitet!! Mikail überredete mich dazu, mir die Sache zu überlegen und reiste am nächsten Tag, etwas verärgert, ab.

In den folgenden Monaten traf es das Bornland hart:
Eine Hungersnot ließ die Gewinne im Kontor einstürzen und zudem schwächte auch die blutige See unsere Absätze. Immer wieder verschwanden Lieferungen.
Wieder schien der Fluch des Phex uns zu treffen, unser Geschäft auf Echsengold errichtet zu haben. Zumindest mich, denn Mikail schien trotz der Krisen weiterhin Gewinne einzufahren. Wir wechselten viele Briefe, er wollte jedoch nicht von seiner Idee abrücken. Schließlich berichtete er mir sogar, ich würde schon längst mit Piratengut handeln, ohne es zu wissen. Sogar vor seiner "Einweihung" in seinen Plan, hätte ich dies schon getan. Außerdem behauptet er meine liebreizende Frau würde mir fremd gehen und er hätte Euch "zum Schutz" zu sich genommen. Ich denke damit wollte er mich Maultot machen, dennoch bewegte mich dies schließlich zum Aufbruch nach Al'Anfa.

Ich bestieg also, entgegen meiner Neigung dies nur ein mal im Jahr zu tun, schnellstmöglich das nächste Schiff. Jedoch gerieten wir auf Hoher See in einen Sturm. Efferd allein beschützte uns und wir gerieten in den Hafen von Praiosdank auf Jilaskan. Die Praiospfaffen hier durchsuchten das Schiff und fanden Dokumente, die besagten, wir hätten Schmuggel betrieben. Obwohl beweisen konnte, das ich nichts damit zu tun hatte, musste ich an Bord im Hafen bleiben. Zur Aufsicht, ich durfte den Hafen nur mit Begleitung von einem ihrer "Lichtlegionäre" betreten, bis über mein Schicksal entschieden sei. Da der Hafen nicht sonderlich viel her gibt, betrat ich nur einige Male die Schenke, welche jedoch auch recht streng geführt wird. Nach einigen Tagen bemerkte ich das mir oft Schwindelte und es entwickelte sich ein Geschwür am Arm, welches nicht wirklich weg gehen will. Es breitet sich, im Gegenteil, sogar aus und mittlereweile hat man das Schiff abgesperrt und ich darf mich nur noch in der Kabine aufhalten. Nachts träume ich von Schatten die mich verfolgen und ich hege die Befürchtung ich habe mir hier etwas eingefangen von dem ich mich nicht mehr erholen werde.

Ich glaube das unsere Gier und das Echsengold schuld an meiner Lage ist und bereue zutiefst, so viel Falsch gemacht zu haben. Bitte verzeih mir. Ich würde Dir gerne noch so viel sagen, aber das Papier was mir zugestanden wurde läßt nur noch folgendes zu:

Hab Acht vor Mikail. Er ist in den letzten Jahren immer Skrupelloser geworden. Auch ist mir im Nachhinein immer schleierhafter, wieso diese ganzen seltsamen Unfälle passiert sind, sogar mit seinen eigenen Familienmitgliedern. Auch möchte ich es als fragwürdiges "Glück" bezeichnen, dass immer wieder Geschäftsgegner von uns erkrankten. Ich befürchte, Mikail hat sie vergiftet oder ihnen Fallen gestellt. Ihm ist alles zuzutrauen! Am besten nimmst Du die Familienschätze und fliehst mit Deiner Mutter an einen anderen Ort. Lass Al'Anfa hinter Dir und zieh dich von Mikail zurück. Er ist mir nicht mehr geheuer und ihm ist alles zuzutrauen!

Mögen die Götter Euch behüten!
Dein Vater, Vastilio.

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