Donnerstag, 17. September 2009

Abu Beorn

"Diese ewige, verdammte Sandscheiße!"
"Reg dich ab Childwig, wir habens fast geschafft, sagt der Käptn!"
"Belasca, Du hast leicht Reden, Dir erspart er ja auch jegliche Arbeit..."
"Ich bin eine Frau des Geistes und der Wissenschaft. Du willst doch wohl nicht das ich mir meine Hände aufreiße. Schließlich weben sie das Netz der Magie, Du weißt doch wie wichtig das ist für unsere Queste"
"Pah, ein richtiges Netz ist mir weitaus lieber als Euer Hokus-Pokus, hohe Eminenz!"
Belasca zuckte innerlich zusammen bei Childwigs Fauxpas, indem er sie als Eminez betitelte. Das schlimme war, das der etwas naive Söldner sie völlig im Ernst so nannte! - Und das obwohl er aus dem Lieblichen Feld stammte, der Region wo man angeblich so viel auf Wert auf Etikette legte. Bevor sie ihn belehren konnte gesellte sich Baldur zu ihnen. Der mit allen Wassern gewaschene Baldur war ein gefährlicher Mann. Gemeinsam mit seinem Kumpan Childwig hatte der kleinwüchsige, rothaarige Baldur sich in Festum Beorn angeschlossen. Er hatte schon viel von dem Thorwaler Beorn gehört, sagte er, und sich ihm deshalb angeschlossen. Insgeheim ging er jedoch wohl davon aus, daß die ganze Geschichte mit dem Wettrennen nur Tarnung sei. Er war wohl der Ansicht, daß Beorn in Wirklichkeit einen spektakulären Überfall plane oder auf der Spur eines Schatzes sei. Dies hatte Belasca von Childwig erfahren. In jedem Fall versprach er sich wohl einen fetten Beuteanteil, und wich deshalb nicht von Beonrs Seite. Belasca mochte den Speichellecker Baldur nicht, er war ihr zu hintertrieben und vor allem zu Nah am Kapitän. Irgendwann würde sie sich ihm entledigen müssen um die Mission Beorns nicht zu gefährden.
"Na ihr zwei Turteltäubchen," zischte Baldur wieselhaft, "was gibts Neues?"
Childwig wurde rot, da Baldurs Worte wohl offensichtlich ihm gegolten hatten. Die Feindschaft zwischen Belasca und Baldur beruhte auf Gegenseitigkeit und so mochte Baldur es garnicht, wenn Childwig der Magierin hinterherlief. Der Grangoer zeigte schon seit Wochen offensichtlich Interesse an der Magierin. Diese hatte sich schon oft über seine Unbeholfenheit amüsiert und machte sich die Situation zunutze. Der einzige Mann, der für Belasca in Frage kam, wäre der Kapitän, aber bis jetzt war diese aufgeregte Gans von Lenyas, die Traviageweihte, immer dazwischen gesprungen. Sie umkreiste Beorn wie ein Geier das Aas. Am Morgen noch hatte die Geweihte sich wie eine Königin vor Belasca aufgebaut und etwas davon geschnattert, in einer Truppe, in der sie mitreise, werde es keine Unzucht geben. Die Götter mochten mit ihr Gnädig sein, so hatte die Magierin die Geweihte verflucht.
Childwig versuchte gerade etwas ungeschickt vom Thema Turteltäubchen abzulenken, da durchfuhr ein markerschütternder Schrei das Lager der Gemeinschaft. Sofort waren alle in Alarmbereitschaft und liefen zum Zelt des Kapitäns, wo der Schrei hergekommen war.
Belasca riß die Plane aus Kamelhaar zur Seite und konnte gerade noch eine riesige schwarze Schlange auf der anderen Seite kriechen sehen. Mitten im Zelt hockte ein Schatten, Beorn.
"Luceas!" befahl Belasca. Ihr Stab flammte hell auf, dennoch hatte sie den Eindruck als würden die Schatten unwillig, fast zäh weichen. Sie unterdrückte den Aberglauben und lief pochenden Herzens zum Kapitän und bat die Götter, ihm solle nichts passiert sein.
"Bei Hes... " entfuhr ihr, bevor ihr die Stimme stockte.
Am Boden lag Lenyas. Die Geweihte hatte eine purpurrote Bißwunde am Bein, von der dunkele Adern wie Äste abzweigten. Fast, als hätte das Gift der Otter den direkten Weg zum Herz gesucht, verschwand eine schwarze, dicke Linie unter dem orangenen Gewand der Geweihten.
Die Geweihte indessen schien schreckliche Qualen gelitten zu haben. Von Krämpfen geschüttelt war sie scheinbar durch das halbe Zelt gerollt. Ihr Gesicht war vom Schmerz verzerrt. Ihre Schlagader am Hals sah aus wie ein schwarzer Baum, der sich wie ein schwarzer Schatten auf dem Gesicht verzweigte. Selbst das Linke Auge schimmerte in Schwarz, das langsam in bläulich und schließlich in Rot überging. Während ihres Todeskrampfes schien die Geweihte durch das Zelt gestolpert zu sein. Die andere Gesichtshälfte wies Brandspuren vom Herdfeuer des Zeltes auf. Die Blasen zogen sich über die halbe Stirn und die Wange, das Ohr war nur noch ein traugiges schwarzes Überbleibsel und die ehemals so schönen Haare waren vollkommen verbrannt. Es roch noch immer nach verbrannten Haaren im Zelt.
Belasca bemerkte wie sie vor Entsetzen die Hand vor den Mund geführt hatte.

Beorn blickte starr an die Stelle wo die Schlange unter der Plane verschwunden war. Belasca sah von der Seite nur die Augenbinde im versteinerten Gesicht des Kapitäns, bis dieser den Kopf wandte und ihr direkt ins Gesicht sah. Im Blick Beorn des Blenders lag eine Mischung aus tiefer Traurigkeit, Entsetzen, Verzweiflung und Angst. Aber die Magierin sah auch etwas, dass sie erschaudern ließ. Aller Hass der Welt mischte sich in Beorns Blick und Belasca wich unwillkürlich etwas zurück.
Dann blinzelte der Kapitän kurz und sein Blick schweifte in die Ferne. Nach einem Moment der Stille schluckte ihr Kapitän. Ein Schaudern lief Belasca den Rücken herab, als Beorn die, Angesichts der Offensichtlichkeit der Situation, seltsame Feststellung machte:
"Belasca," er zögerte kurz "sie ist Tod"

Die Schlange indes entwich.

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